15.12.2022

Wissen Sie was ein Brownout ist?

In der aktuellen Diskussion über die Gasmangellage wird oft auch der Zusammenhang zu einem Blackout im deutschen Stromnetz besprochen. Doch ist das realistisch? Wie kann man hier auf Kundenanfragen reagieren? E-Handwerksfirmen sollten für Notdiensteinsätze Material vorhalten.

Nachdem in den Medien und bei politischen Gruppierungen zum Thema Blackout im Stromnetz viel Angst geschürt wird und einiges Halbwissen um sich greift, wäre es an der Zeit, dass die Profis aus dem E-Handwerk passend auf die Anfragen der Kunden reagieren. Denn wer kennt schon den Unterschied zwischen Blackout und Brownout. Selbst der Chef des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BBK) sorgte Mitte November mit einem Interview für Aufregung, indem er vor zeitlich beschränkten Stromausfällen in Deutschland warnte.

Um es richtig einzuordnen: er hatte Recht. Zeitlich beschränkte Stromausfälle gibt es auch jetzt schon. Meist haben sie technische Hintergründe und betreffen überwiegend das Niederspannungsnetz. Weniger jedoch sind es Versorgungsengpässe bei den Erzeugern, explizit den Kraftwerksbetreibern. Und das ist dann eben kein Blackout. Die Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber haben passende Handlungsstrategien in Sachen Netzstabilität und sind sich sicher, dass auch weiterhin ein Blackout unwahrscheinlich bleibt. Hier hilft mitunter ein Verweis auf das europäische Verbundnetz – das aktuell allerdings auch mit ein paar Krisensituation umgehen muss.

Definitionen Blackout und Brownout

Ein Blackout ist ein unkontrolliertes und unvorhergesehenes Versagen von Netzelementen. Das führt dazu, dass größere Teile des europäischen Verbundnetzes oder das gesamte Netz ausfallen (sogenannter Schwarzfall). Ein solches Ereignis könnte beispielsweise auftreten, wenn in einer angespannten Last- und Erzeugungssituation zusätzlich schwere Fehler an neuralgischen Stellen des Übertragungsnetzes auftreten. Ein Blackout ist also grundsätzlich kein durch eine Unterversorgung mit Energie ausgelöstes Ereignis, sondern bedingt durch Störungen im Netzbetrieb.

Demgegenüber steht der sogenannte (kontrollierte) Brownout. Dieser kann notwendig werden, wenn im Vergleich zur nachgefragten Menge zu wenig Strom produziert werden kann, z. B. aufgrund eines Brennstoffmangels für Kraftwerke oder einer allgemein zu geringen Erzeugung, beispielsweise auch durch Nichtverfügbarkeiten von Erzeugungsanlagen. In diesem Fall ist es notwendig, die Nachfrage soweit zu reduzieren, dass das Angebot die Nachfrage wieder vollständig decken kann. Nur so kann die Versorgung mit Strom weiterhin stabil und zuverlässig gewährleistet werden.

Einschätzungen der aktuellen Lage

Aus Angst vor Gasmangel steigen manche Bürgerinnen und Bürger auf elektrische Heizgeräte um und verschärfen tendenziell einen Engpass. Auch Schäden durch Unwetter, Überschwemmungen oder starke Schneemassen könnten das Stromnetz temporär beeinträchtigen. Der europäische Strommarkt ist zudem belastet durch die Stromkrise in Frankreich. Grund für Panik besteht allerdings nicht: Eine stundenlange krisenhafte Situation im Stromsystem in diesem Winter gilt laut der Bundesnetzagentur nach wie vor als „sehr unwahrscheinlich“. Die Landesregierung und die Strommarktexperten sehen keine Anzeichen für einen unkontrollierten flächendeckenden Absturz des gesamten Stromnetzes (Blackout). Auch stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem sind im Winter 2022/2023 sehr unwahrscheinlich. Sie können aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden. Damit es zu keinen Stromausfällen kommt, sind zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der Netzsicherheit nötig und werden derzeit auch umgesetzt. Zudem sind die Kommunen angehalten, ihre Pläne für Krisenlagen wie Stromausfälle zu aktualisieren und zur Sicherstellung der Stromversorgung auch Notstromaggregate vorzuhalten.

Wie mit den Ersatzstromerzeugern, welche die Kunden sich selbst gekauft haben, umzugehen ist, war Inhalt einer Webkonferenz am 12.12.2022, bei der explizit auch die laienbedienbare Ersatzstromversorgung besprochen wurde. Das Skript kann beim Fachverband, Referat Technik angefragt werden.

Vorsorge für Stromausfall und Notdiensteinsätze – Material beschaffen

Was für die Ausfallsicherheit der Stromnetze gilt, muss nicht unbedingt für Elektroinstallation insbesondere in den älteren Gebäuden gelten. Der vermehrte Einsatz von Heizlüftern und Radiatoren kann zur Überlastung und Unterbrechungen der Elektroinstallation führen. So kommen neben den hohen Stromkosten dann ggf. auch Notdienstkosten auf die Kunden zu.

E-Handwerksbetrieben ist aktuell zu empfehlen, dass sie ihr Handlager mit dem notwendigen Ersatzteilmaterial für die Notdiensteinsätze ausrüsten. In Folge der Überlastungen der Stromkreise und auch z. B. loser Klemmen kann es zu Verschmorungen an verschiedenen Stellen der Elektroanlage kommen. In den meisten Notdiensteinsätzen sind gängige Schmelzsicherungen für Stromkreise in Altanlagen, Hauptschalter, Neozed-Elemente (NH00 gG 35A, 50A, 63A, 80A, usw.) und Leitungen (10mm², 16mm² CU) ausreichend, um die Stromversorgung wieder herzustellen. Hier lohnen sich auch Beratungen zum Überspannungsschutz, um die empfindlicheren ITK- und Haushaltsgeräte bei den Stromausfällen vor möglichen Überspannungen zu schützen

Quelle: FV EIT BW