Zur landesweit zentralen Veranstaltung unter Federführung des Wirtschaftsministeriums fanden sich insgesamt über 800 Teilnehmende im Haus der Wirtschaft ein. Mehrheitlich waren Lehrkräfte aus allen Schularten, zudem auch Vertreter/innen der Arbeitsagenturen, des Bildungswesens und der Wirtschaft mit dabei. Leitthemen waren die berufliche Orientierung an allen Schularten und die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Während der Veranstaltungsvormittag eher politisch geprägt war, brachten sich am Nachmittag in verschiedenen Foren die Praxisvertreter ein.
Zwei EGSI-Azubis aus dem ersten Lehrjahr
Im Forum „Ausbildung mit Zukunft - Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Handwerk“ hatten die Veranstalter zu einem moderierten Gesprächspodium die Nägele Stuttgart GmbH eingeladen. Ausbildungsleiter Torsten Töpfer sowie zwei Auszubildende zum/zur Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration (EGSI) stellten die Vorteile einer handwerklich-technischen Berufsausbildung vor. Jaqueline Swiencki ein, die vor ihre Lehre bei Nägele bereits eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement absolviert hatte, brachte sich ebenso fundiert wie eloquent ein. „In den gut drei Monaten, die ich nun dabei bin, habe ich schon mehr gelernt als in den drei Jahren meiner Büro-Ausbildung“ ließ sie die Zuhörenden wissen.
Erfolgserlebnisse und Team entscheidend
Nach der für sie „eher langweiligen Bürozeit“ habe sie sich gezielt für den handwerklich-technischen Bereich entschieden, da man dort Erfolgserlebnisse in Form sichtbarer Arbeitsergebnisse verzeichnen könne. Was alles in der Gebäudeautomation möglich ist, sei fast unglaublich, meinte Swiencki. Ihr gutes Gefühl werde auch dadurch bestärkt, dass sie als Auszubildende - beispielsweise, wenn eine körperlich schwere Arbeitsaktivität anfalle – von ihren Kollegen unterstützt werde.
Schmutz gehört auch mal dazu
Auf die Moderatorinnen-Frage, ob sie sich denn auch mal dreckig machen müsse, entgegnete die patente Auszubildende: „Der Reinigung schmutzig werdender Arbeitskleidung kommt ja die Waschmaschine nach. Alles kein Problem!“. Dies gelte im Übrigen auch für den Blockunterricht und die Wohnheimunterbringung an der Karlsruher Heinrich-Hertz-Schule. Nicht zuletzt freue sie sich auch schon auf die ersten beiden überbetrieblichen Ausbildungswochen im etz Stuttgart, ließ Swiencki abschließend wissen.
Berufswahl: EGSI schlägt Studium
Auch Tobias Wieland, der sich nach einem „Probejahr“ an den zu theoretischen Inhalten eines dualen Elektrotechnik-Studiums gestört hatte, zeigte sich von seinen ersten drei Ausbildungsmonaten bei Nägele begeistert. Neben dem abwechslungsreichen Aufgabengebiet, das neben handwerklichen Fertigkeiten auch Programmierungsgeschick erfordere, sei das Thema Nachhaltigkeit ein wichtiger Entscheidungsaspekt für seine Berufswahl gewesen. Das Wichtigste sei aber auch für ihn der täglich sichtbare Arbeitserfolg: „Die Praxis ist die Realität!“, konstatierte Wieland ebenso knapp wie zutreffend.
Persönliche Kontakte sind wertvoll
Torsten Töpfer verdeutlichte, wie Unternehmen um Schulabgehende werben und eine attraktive Berufsausbildung schaffen können. „Am liebsten gehen wir auf kleinere, regionale Ausbildungsmessen, da dort oft mehr persönliche Kontakte zustanden kommen“, ließ der Ausbildungsleiter des Stuttgarter Mittelstandsübernehmens wissen. An einem anschließenden Praktikum, bei dem sich der Betrieb dann unbedingt auch Zeit für die jungen Leute nehmen müsse, führe kein Weg vorbei. Insgesamt gäben die Ausbildungsbetriebe im E-Handwerk auch etwas schwächeren Schulabgehenden eine Chance, wenn Motivation und Interesse am Beruf vorhanden seien, so Töpfer.
EGSI – Top-Ausbildung
Nicht zuletzt könnten gemeinsame Teambuilding-Erlebnisse außerhalb der Arbeitswelt für einen guten betrieblichen Zusammenhalt sorgen. Abschließend zeigte sich der engagierte Ausbildungsleiter über das noch junge EGSI-Berufsbild hoch erfreut: „Ergänzend zum Kernberuf Elektroniker mit der Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik benötigen wir genau diesen Ausbildungsberuf im Hinblick auf die vor uns liegenden technischen Herausforderungen!“.
Bildungspartnerschaften im E-Handwerk entwickeln
In einem weiteren Forum warben Jörg Veit von der Elektro Breitling GmbH und Konrektor Jörg Fuchs von der Realschule Holzgerlingen für Bildungspartnerschaften als wichtigen Beitrag zur Berufsorientierung.
Nach Einschätzung des Geschäftsführers tun sich die Schüler/innen aufgrund der Corona-Folgen und dem enormen Angebot an Bildungsgängen zunehmend schwer bei der Berufswahl. Die Orientierungslosigkeit und die immer noch stärker werdenden Entwicklung zur Akademisierung beobachtet Veit mit großer Sorge. „Der Mangel an Ausbildungsbewerbern wird für die Regionalwirtschaft zu einem Dauerzustand und damit auch für das E-Handwerk problematisch. Die fehlenden Azubis von heute sind der Fachkräftemangel von morgen. Bildungspartnerschaften mit Schulen setzen genau dort an. Gelingt es sie mit Leben zu füllen, sind sie ein wesentlicher Baustein zur Azubi- und Fachkräftegewinnung“, so der Personalmanager des mehrfach prämierten Ausbildungsunternehmens.
Leistung muss sich lohnen
Ganz nach dem Motto „Leistung muss sich lohnen!“ verdeutlichten Konrektor Jörg Fuchs und Jörg Veit zudem unisono, dass man die Anforderungen an die Schulabgänger/innen nicht absenken dürfe. Die hohen fachlichen Anforderungen im E-Handwerk stünden dem klar entgegen. Um gute Bewerber/innen zu bekommen, müssten sich jedoch auch die Ausbildungsbetriebe anstrengen. „Kleinere Unternehmen können beispielsweise durch eine besonders persönliche Betreuung und flache Hierarchien, aber auch durch eigene kreative Ideen bei den Auszubildenden punkten“, ließ Fuchs mit Blick auf eine insgesamt attraktive Berufsausbildung im E-Handwerk wissen.
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